Im Jahre 1901 – etwa 25 Jahre nach der Gründung des Vereins Deutscher Cement Fabrikanten - nahm in Berlin-Karlshorst das erste Vereinslaboratorium seine Arbeit auf. Zu dieser Zeit war der Einfluss der Rohstoffe und des Herstellprozesses auf die Zementeigenschaften weitgehend unbekannt. Daher galten die vordringlichsten Forschungsprojekte den Bestandteilen des Zementklinkers. Da die Zahl der Vereinsmitglieder in den Anfangsjahren stark wuchs, wurde das Laboratorium zunehmend zu einer zentralen Prüfinstanz für die Zemente aus den Werken. Heute verfügt der Verein Deutscher Zementwerke mit seinem Forschungsinstitut in Düsseldorf über eine renommierte und international anerkannte wissenschaftliche Einrichtung. Diese deckt alle Bereiche der Zementherstellung und -anwendung ab.
Das Laboratorium in Karlshorst
Schon der Bau des ersten Vereinslaboratoriums war ein echtes Gemeinschaftsprodukt. Die Vereinsmitglieder erstellten die Baupläne, lieferten Zement und Marmorplatten sowie Steine und Treppen. Am 1. Dezember 1901 war das Laboratorium in Berlin-Karlshorst betriebsfertig. Später stifteten die Vereinsmitglieder nach und nach die Laborausrüstungen und die Bibliothek.
Die Ausstattung des Laboratoriums in Berlin-Karlshorst war zunächst sehr bescheiden. Im Erdgeschoss wurde das mechanische Labor eingerichtet. Im ersten Stock fanden das physikalische Labor, das Vorstandszimmer und das Büro ihren Platz. Unter der Treppe gab es eine Dunkelkammer. Der Laboratoriumsdiener erhielt im Dachgeschoss des Gebäudes eine Wohnung. Der Hausmeister fungierte als zusätzlicher Laborant.F. Framm, seit 1902 Leiter des Instituts, engagierte sich besonders für die Aufstellung eines einheitlichen Analysenganges für Portlandzement. Auch an den Arbeiten des Meerwasser-Ausschusses sowie bei der Aufstellung der Normen für die einheitliche Lieferung und Prüfung von Portlandzement war er beteiligt.
Unter der Leitung von G. Haegermann (1923-1945) wuchs das Team des Laboratoriums Karlshorst zunächst auf fünf Angestellte an. 1925 wurde es durch einen Mineralogen ergänzt. Zu den Prüfungen, die das Labor vornahm, gehörten die allgemeine Zementprüfung von Proben aus 83 Vereinswerken, die wöchentliche Untersuchung des Normensands und die stichprobenartige Prüfung ausländischer Zemente.
Das Hauptinteresse Haegermanns lag in allen Fragen der Normenprüfung. Besonders interessierte ihn die Bestimmung der Festigkeit an erhärteten Prüfkörpern aus plastischem Normenmörtel, ferner die Änderung der mörteltechnischen Eigenschaften durch die einzelnen Klinkerphasen, durch Zusätze von Salzen und oberflächenaktiven Stoffen. Seine zahlreichen Publikationen beschäftigten sich mit Fragen der Baukontrolle des Betons auf der Baustelle, mit den Verwendungsmöglichkeiten und Eigenschaften von Naturzement, dem Bitumenzusatz im Beton und Siebergebnissen des 4900-Maschen-Siebs. Haegermann ging der Frage nach, ob das Anmachwasser Ursache einer Abbindestörung sein konnte. Zudem untersuchte er die Widerstandsfähigkeit der Zemente gegen angreifende Lösungen. Seine Arbeit sollte vorrangig Herstellern und Verbrauchern zugute kommen. Daher verzichtete er strikt auf Werbung.
In der Folgezeit wurde das Laborgebäude um eine betontechnische Abteilung ergänzt, A. Hummel übernahm von 1928 bis 1935 die Abteilungsleitung. Außerdem entstand eine Versuchsanlage zur Herstellung von Portlandzement. Hierfür stifteten die Firma G. Polysius-Dessau den Versuchsdrehofen und die Firma F. Krupp-Grusonwerk eine Kugelmühle. Ein weiterer Raum wurde für eine Sammlung zu Lehr- und Lernzwecken vorgesehen. Thema der Sammlung war die geschichtliche Entwicklung der Prüfapparate und der mineralischen Bindemittel sowie deren Herstellung.
Das Forschungslabor in Karlshorst wurde 1943 durch Bomben beschädigt. Die Arbeit des Instituts wurde erst nach dem Krieg in Düsseldorf wieder aufgenommen.